18 Herausforderungen in der Produktion Experteneinblicke mit Philipp Surholt 04 Cyber as a Service Konzept vereint Risikoanalyse, -mitigation und -transfer 16 KI sichert Windenergieanlagen Kooperation mit Turbit ermöglicht innovative Absicherung Andrea Pfister im Gespräch mit Cédric Höllmüller Unerschöpfliche Ressourcen unter unseren Füssen Informationen für Entscheider | Sommer 2024
Cyber as a Service Konzept vereint Risikoanalyse, -mitigation und -transfer. HDI TH!NX etabliert Leak360 KI-Lösung sorgt für nachhaltiges Wassermanagement. El Niño verstärkt Wetterextreme Standortbezogene Analysen können Risiken individuell bewerten und begrenzen. Unerschöpfliche Ressourcen unter unseren Füssen Andrea Pfister imGespräch mit Cédric Höllmüller. Preparedness Plans Auf verschiedene Naturgefahren bestmöglich vorbereitet. KI sichert Windenergieanlagen Kooperation mit Turbit ermöglicht innovative Absicherung. Herausforderungen in der Produktion Experteneinblicke mit Philipp Surholt. 04 06 07 08 15 16 18 IMPRESSUM Herausgeber: HDI Global SE, E-Mail: berater@hdi.global Verlag und technische Gesamtherstellung: Insignio Kommunikation GmbH, Ludwig-Erhard-Strasse 14, 34131 Kassel, www.insignio.de; Geschäftsleitung: C. Elbern, J. Müller; Redaktion: R. Hupperts, K. Schelauske; Projektleitung: P. Ernst; Grafik: J. Stachler; Bildnachweis: iStock, Getty Images und HDI; Nachdruck auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. ISSN 1866-1998. Hinweis: Wenn Sie künftig unsere Kundenzeitschrift nicht mehr erhalten möchten, können Sie der Verwendung Ihrer Daten für Werbezwecke widersprechen. Liebe Leserinnen und Leser, Themen 16 08 04 die Industrie befindet sich infolge des Klimawandels in einem grundlegenden Transformationsprozess. Dabei sind die Unternehmen einer doppelten Exponierung von Risiken ausgesetzt: auf der einen Seite durch die Umstellung auf neue Technologien, auf der anderen Seite durch zunehmende klimabedingte Naturgefahren. Der Einsatz unseres eigens entwickelten NatCat-Informationssystems ARGOS ermöglicht es uns, die hieraus resultierenden betrieblichen Risiken frühzeitig zu erkennen und gemeinsam zu begrenzen. Warum das derzeit mit Blick auf El Niño besonders wichtig ist, lesen Sie in dieser Ausgabe Ihres HDI Beraters. Ebenso stellen wir Ihnen unsere Preparedness Plans vor, welche die verschiedenen Wetterextreme verständlich erklären und einen Überblick zu möglichen Schutzmassnahmen geben. In unserem Titelthema dreht sich alles um Erdwärme. Diese ist klimafreundlich, erneuerbar, kontinuierlich, überall verfügbar und von äusseren Einflüssen unabhängig. Erfahren Sie im Interview mit Cédric Höllmüller, Co-Geschäftsführer von Geothermie-Schweiz, wie geothermische Anlagen in der Schweiz funktionieren, wie gross das Energiepotenzial ist und welche Rolle der Versicherungsindustrie in punkto Erdwärmegewinnung zukommt. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen. Marc Luginbühl, CEO HDI Global SE Schweiz HDI Berater Sommer 2024 3
Neu gedacht: „Cyber as a Service“ HDI unterstützt Unternehmen mit ganzheitlichem Sicherheitskonzept Cybergefahren gehören zu den Top- Risiken für Unternehmen. Alleine im Jahr 2023 waren in Deutschland fast drei Viertel der Unternehmen von einem Cybervorfall betroffen.1 Insbesondere die häufig damit verbundenen Betriebsunterbrechungen können Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen stellen, denen eine Versicherungslösung alleine nur bedingt gerecht werden kann. HDI geht in Sachen Cybersicherheit daher seit einigen Jahren neue Wege und unterstützt Unternehmen mit einem ganzheitlichen Konzept. Dazu gehören auch der 1:1 Support und die Value Added Services (VAS). Dafür hat sich das HDI Cyberteammit unterschiedlichen Expertisen breit aufgestellt. Im Interview geben drei Cyberexperten einen Einblick in ihren Bereich. Risikoanalyse: Christian Kauza An welchem Punkt in der Zusammenarbeit mit Kunden beginnt Ihre Arbeit? Christian Kauza: Ausgangspunkt ist die Anfrage nach einer Cyberversicherung. In der Regel starten wir mit der Risikoanalyse, in der wir uns verschiedene Bereiche der Cybersecurity, wie zum Beispiel IT-Organisation, AwarenessMassnahmen, den Schutz der IT-Systeme oder das Business-Continuity-Management, anschauen. Wie funktioniert die Analyse? Christian Kauza: Zu Beginn stellt sich das Unternehmen vor, damit wir aktuelle Einblicke in dessen Exposure erhalten. Im zweiten Schritt erfragen wir nennenswerte Entwicklungen in der IT und IT-Sicherheit, um den jeweiligen Reifegrad der Unternehmen analysieren zu können. In Einzelfällen führen wir dann einen Risikodialog anhand des vorab ausgefüllten Fragebogens. Auf Wunsch erhält der Kunde dann eine Roadmap mit konkreten Hilfestellungen bei den identifizierten Schwachstellen in Form unseres 1:1 Supports und der VAS. Wo liegen typische Sicherheitslücken? Christian Kauza: Obwohl die Cyberawareness gestiegen ist, sehen wir Defizite bei der Geschwindigkeit, kritische Sicherheitslücken in Systemen und Software zu beheben. In unseren Risikoanalysen zeigt sich, dass viele Unternehmen die Themen Disaster Recovery Test und Business Continuity Management nicht ganzheitlich betrachten. Sehr häufig stellen wir fest, dass nur gesonderte Szenarien erprobt werden und ein minimalistischer Ansatz verfolgt wird, um Kosten zu sparen. Risikominimierung: Florian Köhler Sobald Sicherheitslücken identifiziert wurden, ist Handeln angesagt. Wie gehen Sie jetzt vor? Florian Köhler: Je nach identifiziertem Defizit werden wir unsere Kunden entweder im Rahmen unseres 1:1 Supports unterstützen oder wir vermitteln einen passenden Dienstleister (VAS-Ansatz). 1) Quelle: Bitkom (2023). Bitkom-Studie: Wirtschaftsschutz 2023. https://unternehmen-cybersicherheit.de Die Defizite im Bereich Disaster Recovery Test sind oft bekannt, werden aber unterschätzt. Jedoch weisen wir darauf hin, dass eine Kombination aus Disaster Recovery und dem Business Continuity Management das Schadenausmass stark minimieren. Christian Kauza, Cyber Senior Risikoingenieur, HDI Global SE 4
Das breite Angebot umfasst zum Beispiel die Implementierung einer MultiFaktor-Authentifizierung, ein externes Security Operation Center oder die Unterstützung bei Incident Response Plänen. Warum ist die Risikominimierung wichtig? Würde eine Cyberversicherung nicht ausreichen? Florian Köhler: Eine Cyberversicherung kann den pflichtbewussten Umgang mit dem Thema Cyber nicht ersetzen. Es gilt daher, das Risiko selbst so gut wie möglich zu beherrschen, um die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadenausmass zu minimieren. So unterstützt eine Multi-Faktor-Authentifizierung dabei, die Identität und die damit verbundenen Rechte besser zu schützen. Andere Systeme schlagen Alarm, wenn bereits Hürden überwunden wurden und Anomalien im Netzwerk festgestellt werden. Auch diese Massnahmen können den Schaden nicht immer verhindern, sie können aber sicherstellen, dass ein Angriff beispielsweise nicht den ganzen Betrieb lahmlegt. Welche Vorteile hat der Kunde durch diese Services? Florian Köhler: Kunden profitieren einerseits von der Preisstruktur, da wir mit einigen unserer Partner entsprechende Rahmenverträge vereinbart haben. Zum anderen profitieren sie von der schnelleren Verfügbarkeit der Ressourcen. Insbesondere bei hochkritischen Schwachstellen ist Zeit der wichtigste Faktor. Risikotransfer: Seraina Matzinger Für das Restrisiko stellt HDI die Cyberversicherung. Welche Vorteile bieten die genannten Services mit Blick auf die Versicherung? Seraina Matzinger: Durch das Zusammenspiel können Risiken viel besser identifiziert und gemanagt werden, Unternehmen erhalten Unterstützung bei der Erfüllung sogenannter Key Controls für den Erhalt einer Versicherung – und erhöhen so ihren Reifegrad. Wie umfangreich sind die Versicherungslösungen? Seraina Matzinger: Jedes Unternehmen ist individuell und branchenspezifischen Risiken ausgesetzt. Das Versicherungskonzept umfasst daher neben der klassischen Betriebsausfalldeckung auch eine Haftpflichtdeckung und Incident Response Dienstleistungen. Welchen Unternehmen empfehlen Sie die Cyberversicherung? Seraina Matzinger: Grundsätzlich können alle Unternehmen Opfer einer Cyberattacke werden und die Wahrscheinlichkeit nimmt stetig zu. Allerdings sehen wir aktuell KMU häufiger im Fokus, da sie oft kaum auf die Tragweite der Digitalisierung, das daraus resultierende wachsende Datenaufkommen und die immer stärkere Vernetzung vorbereitet sind. Weitere Informationen unter www.hdi.global/cyberrisk Seraina Matzinger, Underwriter Specialties HDI Global SE, Schweiz +41 44 265 48 10 Seraina.Matzinger@hdi.global Risikotransfer alleine wird dem Thema Cyber nicht mehr gerecht. Florian Köhler, Cyber Risikoingenieur, HDI Global SE Aufgrund der Dynamik des Cyberrisikos ist ein regelmässiger Austausch mit unseren Kunden wichtig. Seraina Matzinger, Underwriter Specialties HDI Berater Sommer 2024 5
Mit lokalen Wassersensoren und digitalen Zählerstandmessungen kann Leak360 in kürzester Zeit Anomalien im Wasserverbrauch erkennen und austretendes Wasser detektieren. Die Lösung für Nachhaltigkeit von HDI TH!NX zahlt heute auch auf das ESG-Rating ein. Die Ampega Asset Management GmbH machte es vor und stattete 2023 ihre Immobilien mit der KI-gestützten Technologie von HDI TH!NX aus, um sowohl Geld und Ressourcen zu sparen als auch Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen. Denn wie viele Unternehmen heute sah sich Ampega mit erhöhten Anforderungen an die Nachhaltigkeit im Betrieb ihrer rund 120 selbstverwalteten Büroimmobilien konfrontiert. Kosten sparen und ESG- Zertifizierung sichern Indem Wasserverbräuche nun digital gemessen und Unregelmässigkeiten durch Wasser-Leckagen identifiziert Leak360 kann modular erweitert werden. Alarmierungen und Dashboard sind über alle Geräte zugreifbar. Dank KI werden Wasseranomalien schnell identifiziert. und bekämpft werden, ist Ampega einen grossen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gegangen. Dank sogenanntem Multi-Metering werden die Vielfalt der anfallenden Verbräuche jetzt gebündelt und nachhaltige Verbesserungspotenziale realisiert. Dadurch ist auch eine ganzheitliche Sicht auf alle in einer Immobilie anfallenden Wasserkosten möglich. Neben der Einsparung von Betriebskosten durch Optimierung der Energieverbräuche kann ausserdem der Einsatz von Fachkräften effizienter gestaltet werden. Gleichzeitig verhilft die Technologie Unternehmen zu wertvollen Credits bei vielen Nachhaltigkeitsprogrammen. Skalierbares System ermöglicht Flexibilität Leak360 ist seit 2022 im Markt etabliert. Dank seiner Modularität ist die Lösung flexibel für alle Gebäudetypen und Nutzungsarten einsetzbar und liefert Eigentümern, Verwaltern und Dienstleistern wertvolle Informationen. Dabei lässt sich die smarte Lösung immer den individuellen Anforderungen anpassen. Der HDI TH!NX Service beginnt deshalb mit einem initialen Beratungsgespräch. Danach folgen die Bedarfsermittlung und das Angebot, woraufhin die Experten dann die Sensoren aktivieren. Weitere Informationen unter www.leak360.io Christian Endter Head of Sales & Operations HDI TH!NX Hagelberger Str. 53-54, 10965 Berlin +49 (0)1511 / 1320535 Christian.Endter@hdithinx.io ESG-Zertifizierung Leak360 ermöglicht die ESG-Einstufung und wird im Rahmen der wichtigsten Nachhaltigkeitszertifikate angerechnet: GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark) DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) EcoVadis (unterstützt Unternehmen dabei, ESG-Risiken zumanagen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und positiven Impact zu steigern) Nachhaltiges Wassermanagement dank künstlicher Intelligenz ESG-Rating: HDI TH!NX etabliert Leak360 Mit Blick auf die zunehmende globale Wasserverknappung sind wir stolz, mit dem HDI TH!NX Team sichtbare Ergebnisse bei der Verbrauchsüberwachung und -optimierung und dadurch enorme ökologische und ökonomische Effekte zu erzielen. Maren Schaefer, Leiterin Real Estate Asset & Property Management bei Ampega 6
Eine neue El Niño-Phase hat Mitte 2023 begonnen. Dadurch drohen dieses Jahr in einigen Regionen Wetterextreme stärkeren Ausmasses – und das kann zu erhöhten Standortrisiken führen. Bereits zu Beginn des australischen Frühsommers, das war im September 2023, kletterten die Temperaturen in Sydney auf fast 35 Grad Celsius. Aktuell bereiten sich die Australier auf weiter steigende Temperaturen und massiv erhöhte Brandrisiken in den Wäldern vor. Auch in Südostasien wird eine extreme Trockenheit erwartet, während das Amazonasgebiet bereits unter einer starken Dürre leidet. Hingegen muss sich die Westküste Südamerikas ebenso wie Ostafrika und das südliche Nordamerika verstärkt auf Starkregen, Zyklone und Überschwemmungen einstellen. Die Ursache für diese Wetterextreme ist dieselbe: El Niño. Normalerweise bringt, vereinfacht ausgedrückt, der Humboldtstrom kaltes Wasser aus der antarktischen Region in den östlichen Pazifik vor die Küste Südamerikas. Dabei treiben die Winde das Wasser Richtung Australien und Südostasien und sorgen für eine dauerhaft kühle Meerestemperatur. Das Phänomen El Niño führt jedoch dazu, dass sich die Zirkulation von Meeres- und Luftströmungen im Pazifik komplett umkehren kann. Folgenreich ist vor allem die Erwärmung der Meeresoberfläche im Osten des Ozeans bei gleichzeitig veränderten Windverhältnissen. Erderwärmung erhöht Gefahren Zusammen mit El Niño, das bis zu drei Jahre anhalten kann, könnte die globale Erderwärmung, nach Einschätzungen von Wissenschaftlern, das Ausmass von Wetterextremen und Naturkatastrophen im Jahr 2024 erheblich verstärken. Für die Menschen in den betroffenen Regionen hätte dies zunehmende Hungersnöte und Armut zur Folge. Unternehmen hierzulande sehen sich im Zuge einer globalisierten Weltwirtschaft mit erhöhten Standortrisiken vor Ort und Lieferkettenstörungen konfrontiert. Globale Standortrisiken individuell bewerten „HDI Risk Consulting (HRC) unterstützt Unternehmen durch standortbezogene Risikoanalysen, mit denen wir zum Beispiel Wahrscheinlichkeit und Ausmass von Überschwemmungen und Hurrikans weltweit ermitteln und darstellen können“, sagt Daniel Klein, Senior Risk Engineer. Ergibt sich daraus Handlungsbedarf, stehen die HRC Risikoingenieure auch bei der Umsetzung geeigneter Massnahmen zur Seite. Sogenannte Preparedness Plans geben hierfür einen ersten Überblick (mehr dazu auf Seite 15). Weitere Informationen unter www.hdi.global/hrc-natcat Daniel Klein Senior Risk Engineer HDI Global SE, Schweiz +41 44 265 48 41 Daniel.Klein@hdi.global El Niño verstärkt Wetterextreme Durch Risikoanalysen Naturgefahren global bewerten und Folgen begrenzen Das Phänomen El Niño kann die Risikolage an ausländischen Standorten deutlich erhöhen. Wir unterstützen Unternehmen dabei, solche saisonalen Risiken zu identifizieren und gegebenenfalls durch geeignete Massnahmen zu begrenzen. Daniel Klein, Senior Risk Engineer 7 HDI Berater Sommer 2024
Unerschöpfliche Ressourcen unter Andrea Pfister im Gespräch mit Cédric Höllmüller In der Debatte um den Weg in eine nachhaltige, CO2-arme Energieversorgung geht es häufig um die Nutzbarmachung von Sonne, Wind und Wasser. Weniger im Blick sind dabei andere Energiequellen, dabei liegt eine weitere buchstäblich zu unseren Füssen: Die Erdwärme, die sich über Geothermie-Anlagen nutzbar machen lässt. Andrea Pfister, Lead Underwriter, Engineering Lines bei HDI Global in der Schweiz, beleuchtet im Gespräch mit Cédric Höllmüller, Co-Direktor von Geothermie-Schweiz, wie weit die Technologie in der Schweiz bereits verbreitet ist, welche Hürden es noch zu überwinden gibt und wo die Potenziale liegen. Guten Tag Herr Höllmüller, bitte erklären Sie doch einmal, was hinter dem Begriff „Geothermie“ eigentlich steckt. In demWort stecken zwei Begriffe, und beide kommen aus dem Griechischen. „Geo“ bedeutet Erde und „Thermos“ Geothermie-Anwendungen je nach Temperatur (Bildquelle: Geothermie-Schweiz) 8
unseren Füssen steht für Wärme. Geothermie bedeutet also Erdwärme. Die Wärme, die in der Erde steckt, kommt aus dem heissen Erdkern. Je tiefer man in das Innere der Erde vordringt, desto wärmer wird es. Wenn man in der Schweiz in die Erde bohrt, dann bleibt die Temperatur ab ungefähr zehn Metern unter der Oberfläche zunächst konstant bei rund zehn Grad Celsius. Je tiefer man aber kommt, desto wärmer wird es, und zwar um rund drei Grad pro 100 Metern Tiefe. Wir sprechen hier vom Temperaturgradient. In 1'000 Metern Tiefe ist es bereits rund 40 Grad Celsius warm, und zwar das ganze Jahr über. In 2'000 Metern Tiefe sind es bereits 70 Grad, in 3'000 Metern Tiefe sind 100 Grad erreicht und bei 5'000 Metern Tiefe schon 160 Grad. Man geht davon aus, dass im Erdkern Temperaturen von etwa 5'000 bis 7'000 Grad Celsius herrschen. Wärme bedeutet Energie. Wie lässt sich diese Energie für die Schweiz nutzen, und welche Energieformen können damit erzeugt werden? Genau, die in der Erde gespeicherte Wärme ist eine Form von Energie. Sie ist nutzbar, und sie ist nach menschlichen Massstäben unerschöpflich. Die Grundüberlegung ist, die Energie aus dem Untergrund an die Oberfläche zu bringen, um sie zu nutzen, zum Heizen und zum Kühlen, sowie für die Produktion von Strom. Zudem kann der Untergrund als Energiespeicher genutzt werden, um im Sommer überschüssige Wärme zu speichern, um sie imWinter zu nutzen. Die Anwendungsbereiche zur Nutzung dieser Energie sind vielfältig. Je nach Bedarf können wir Geothermie-Systeme an Wärmepumpen koppeln und so die Temperatur erhöhen oder verringern. Zur Energiegewinnung im Untergrund gibt es zwei unterschiedliche Verfahren: geschlossene und offene Systeme. Wie funktionieren geschlossene Geothermie-Systeme? In geschlossenen Systemen zirkuliert Wasser in Rohren, die in feste Baukörper integriert werden, sogenannte Erdwärmesonden. Kombiniert man diese Sonden mit den Fundamenten der Gebäude – dabei können sie auch statische Funktionen übernehmen –, spricht man von Geostrukturen. Die Wärme im Untergrund erhitzt das Wasser, das aufsteigt und dann an der Oberfläche die Wärme wieder abgeben kann. Ist das Wasser abgekühlt, geht es zurück in die Erdwärmesonde und wird erneut erwärmt. Es findet also kein direkter Wasseraustausch mit dem Untergrund statt, daher „geschlossenes“ System. Solche Erdwärmesonden, die bis etwa 400 Meter in die Tiefe reichen, werden in der Schweiz regelmässig realisiert. Auch grössere Gebäude oder Siedlungen können über Erdwärmesondenfelder versorgt werden. Koppelt man diese an Energienetze, so wirken die Sonden auch als thermische Speicher zur Heizung imWinter und Kühlung im Sommer. Ein Beispiel ist der Flughafen Kloten. Mittlerweile werden auch immer mehr Sonden tiefer als 400 Meter realisiert, um wärmere Temperaturen zu erreichen. Ausserdem existieren Forschungsprojekte und Demonstrationsanlagen, die auf mehrere tausend Meter zielen, sogenannte Deep closed loops oder auch Wärmetauscher im tiefen Untergrund. Und wie funktionieren offene Geothermie-Systeme? In offenen Systemen wird durch eine Förderbohrung Grundwasser, das in wasserführenden Gesteinsschichten 9 HDI Berater Sommer 2024
Wie gross ist das Energiepotenzial, das unter der Erde schlummert, in der Schweiz? 4-6 TWh/a Energiespeicherung 17 TWh/a. 25%Wärmebedarf 2 TWh/a Strom zirkuliert, an die Oberfläche gebracht. DiesemWasser werden über einem Wärmetauscher die Kalorien, also der Energiegehalt – die Wärme – entzogen und anschliessend durch eine Injektionsbohrung in die Aquifere im Untergrund zurückgeleitet. In der Schweiz gibt es zahlreiche Nutzungen von untiefen Aquiferen zum Heizen, zur Wärmespeicherung sowie zum Kühlen von Gebäuden. Ein Beispiel dafür ist der Hauptsitz von Omega und Swatch in Biel. Bekannt sind die Thermalbäder, in denen das Wasser von solchen Aquiferen kommt. In etwas tiefer gelegenen Aquiferen ist das Wasser wärmer und kann für die Beheizung von ganzen Quartieren mit thermischen Netzen oder für Wärme für gewerbliche Anlagen genutzt werden. In Riehen besteht seit bereits 30 Jahren eine Anlage mit einer Aquifere in 1'550 Meter Tiefe. Sie speist das Fernwärmenetz mit nachhaltiger Wärme. In Schlattingen wird eine Anlage durch eine Aquifere in 1'200 Meter gespeist. Die Energie aus dieser heizt die Gewächshäuser eines Gemüsebauers. Zahlreiche weitere Projekte sind in Vorbereitung und Realisierung, einige davon in Tiefen von mehreren Tausend Metern, zum Heizen und auch zur Produktion von Strom. Bei Anlagen mit natürlich wasserführenden Gesteinsschichten sprechen wir von hydrothermaler Geothermie. Wenn durch hydraulische Stimulation im Gestein ein Reservoir erzeugt wird, in welchem dann Wasser zirkuliert, nennen wir es petrothermale Geothermie. Warum gilt Geothermie als erneuerbare Energie? Weil im Erdinneren natürlich und konstant Wärme vorhanden und diese nach menschlichen Dimensionen unerschöpflich ist. Die Gewinnung dieser Energie ist zudemmit vergleichsweise wenig „grauer“ Energie verbunden, wie auch mit sehr geringem Bedarf an kritischen Mineralien. Es können in Kombination mit Geothermie sogar Mineralstoffe wie Lithium gewonnen werden. Hinzu kommt, dass der Betrieb von Geothermie-Anlagen CO2-neutral ist. Wie gross ist das Energiepotenzial, das in der Schweiz unter der Erde schlummert? Am besten lässt sich diese Frage beantworten, wenn man auf die unterschiedlichen Nutzungsformen blickt. Zu Erinnerung: Geothermie kann thermisch, also zum Heizen und zum Kühlen eingesetzt werden, zur Energiespeicherung sowie zur Stromerzeugung. ImBereich Thermik deckt die sogenannte „untiefe“ Geothermie mit Erdwärmesonden und oberflächennahem Grundwasser heute bereits rund 5 Prozent des Wärmebedarfs der Schweiz. Nimmt man das Wachstum dieses Sektors in den vergangenen zehn Jahren als Grundlage für den künftigen Ausbau, so dürfte sich der Anteil in etwa verdoppeln und rund neun Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) decken. Rechnet man ausserdem die mitteltiefe Geothermie hinzu, so gehen Berechnungen davon aus, dass hier weitere acht TWh/a auf ihre wirtschaftliche Nutzung warten. Beide Verfahren zusammengenommen würden rund 25 Prozent des Wärmebedarfs der Schweiz abdecken. Die mitteltiefe Geothermie steht allerdings am Anfang ihrer Wachstumsphase. Die Technologie wird international bereits breit angewendet, etwa für thermische Netze in Paris und in München. In der Schweiz gibt es erste Anlagen zum Heizen von Quartieren und landwirtschaftlichen Infrastrukturen, zahlreiche weitere Projekte befinden sich in Planung und Realisierung. Wie sieht es bei den anderen beiden Nutzungsarten, der Energiespeicherung und der Stromerzeugung aus? Im Bereich Speicherung bestehen in der Schweiz bereits Anlagen. Mit der konsequenten Nutzung bisher bewährten Geothermie-Technologien können jährlich saisonal etwa vier bis sechs Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) thermische Energie nutzbar gemacht werden, die sonst ungenutzt verpuffen. Dadurch sinkt im selben Masse die Nachfrage nach fossilen Energieträgern imWinter. Anders sieht es im Bereich der Stromerzeugung aus. Hier gibt es zwar international Geothermie-Anlagen, keine davon jedoch steht bislang in der Schweiz. Allerdings sind verschiedene Projekte in Planung und in der Umsetzung. Das Potenzial der bisher geplanten Projekte beziffert das Bundesamt für Energie in seinen Energieperspektiven 2050+ mit rund zwei TWh/a. Quelle: Geothermie-Schweiz 10
Welche Bedeutung hat die Geothermie für die Energiewende und die Reduzierung der CO2-Emissionen in der Schweiz? Geothermie kann einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, Wertschöpfung im Inland generieren und zur Energiesicherheit der Schweiz beitragen. Im Jahr 2022 hat die Geothermie in der Schweiz 4,3 Terawattstunden Wärme geliefert, was etwa fünf Prozent der benötigten Raumwärme entspricht. Dadurch wurden 460'000 Tonnen weniger Erdöl verbrannt und der CO2-Ausstoss um 1,2 Mio Tonnen gesenkt. Steigt der Anteil der Geothermie-Wärme in der Schweiz auf 25 Prozent – ein Ziel, das durchaus wirtschaftlich realistisch ist – können jährlich sechs Millionen Tonnen CO2 Emissionen vermieden werden. Hinzu kommt die Reduktion von Emissionen dank Speicherung mit Geothermie. Bedeutend ist auch das Argument der Versorgungssicherheit: Geothermie kennt keine Schwankungen, sie ist 365 Tage pro Jahr rund um die Uhr verfügbar. Damit kann diese Energieform dazu beitragen, Energienetze zu stabilisieren. Ausserdem ist sie eine lokale Energiequelle, was bedeutet, dass sie Wertschöpfung im Inland ermöglicht und dabei hilft, die Energieautarkie der Schweiz zu erhöhen. Wie hoch sind die Kosten für die Umsetzung von Geothermie-Projekten im Vergleich zu anderen Energien? Hier müssen wir unterscheiden zwischen Investitionskosten und Betriebskosten. Bei der Geothermie gilt es zunächst, hohe Investitionskosten zu schultern. Die anschliessenden Betriebskosten sind dafür sehr gering, da die Energie nach Fertigstellung einer Anlage kostenlos aus dem Untergrund kommt. Das bedeutet für die Kostenrechnung, dass, je länger man die Nutzungsdauer einer Geothermie-Anlage ansetzt, desto geringer die Kosten werden. Erfahrungen zeigen, dass bereits ab Zeiträumen von zehn bis 15 Jahren Geothermie-Anlagen günstiger sind als andere Energiequellen. Berechnungen der Service Industriels de Genève kommen für eine mitteltiefe, hydrothermale Geothermie-Anlage für ein Fernwärmenetz bei 6'000 Betriebsstunden auf Wärmeproduktionskosten von 5,3 Rappen pro Kilowattstunde mit Geothermie, gegenüber 7,4 Rappen pro Kilowattstunde mit Gas. Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung geothermischer Projekte? Bei der untiefen Geothermie mit Erdwärmesonden liegt derzeit die grösste Schwierigkeit in den verfügbaren Kapazitäten. Infolge der Energiekrise stieg die Nachfrage stark an, und nun gibt es Wartezeiten. Eine weitere Herausforderung besteht in dicht besiedelten Gebieten. Hier gilt es, durch sorgfältige Planung ein nachhaltiges Gleichgewicht der Untergrundtemperatur sicherzustellen. Auch hierfür ist Fachkenntnis erforderlich. Für Geothermie in grösseren Tiefen sind die mangelnden Kenntnisse zum Untergrund der Schweiz eine grosse Herausforderung. In anderen Ländern wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder nach Öl und Gas gesucht oder über Minen Bodenschätze erschlossen. Aus diesen Aktivitäten gab es umfangreiche Daten und Kenntnisse über den Untergrund. All das ist in der Schweiz nicht der Fall, wir wissen vergleichsweise wenig über unseren Untergrund. Wir tappen hier noch im Dunkeln, um mit der Bohrung an das heisse Wasser in den Tiefen zu gelangen. Somit ist die Finanzierung des geologisch bedingten Fündigkeitsrisikos eine grosse Herausforderung. Investitionskosten für verschiedene Geothermie-Systeme Erdwärmesonde (mit WP) Erdwärmesondenfelder und Grundwasser (Mittel) Erdwärmesondenfelder und Grundwasser (Gross) Mitteltiefe hydrothermale Geothermie (ca. 2'000 m) Mitteltiefe hydrothermale Geothermie (ca. 1'000 m) Tiefen- Geothermie (ab 3'500 m) Leistung Bis ca. 20% Förderung Kantone Bis ca. 60% Förderung Bund ab ca. 10 kW ca. 35'000 CHF 500'000 - 5 Mio. CHF 10 - 25 Mio. CHF 50'000 - 500'000 CHF 1 - 10 Mio. CHF ab 50 Mio. CHF bis ca. 40 MW Quelle: Geothermie-Schweiz HDI Berater Sommer 2024 11
Zum anderen ist in der Schweiz das Knowhow für Projekte tiefer Geothermie bei allen Anspruchsgruppen aus Wirtschaft und Behörden noch sehr gering, weil vielerorts die Erfahrung fehlt. Zwar sind die Technologien bewährt und werden im Ausland breit angewendet – in der Schweiz aber befinden sich die meisten Akteure noch am Anfang einer Lernkurve. Schliesslich sind die unterschiedlichen kantonalen Rahmenbedingungen und Bewilligungsverfahren ein Hindernis. Im Untergrund folgt die Geologie nicht den politischen Grenzen, und die Gegebenheiten der Technik und des Umweltschutzes ändern sich auch nicht zwischen verschiedenen Gemeinden und Kantonen. Die Gründe für die aktuellen Unterschiede sind juristischer und nicht naturwissenschaftlicher Natur. Gibt es noch weitere Hürden auf dem Weg hin zu mehr Geothermie-Nutzung in der Schweiz? Ja, bedauerlicherweise. Für Projektträger von Geothermie-Projekten in mittleren und grossen Tiefen ist es zurzeit schwierig, Versicherungen in der Schweiz abzuschliessen. Es fehlt schlicht an der Erfahrung auf allen Ebenen, und das schliesst auch Versicherungen ein. Wie erwähnt befinden sich die Akteure der mitteltiefen und tiefen Geothermie in der Schweiz am Anfang einer Lernkurve. Mehrere laufende Projekte haben Versicherungslösungen mit ausländischen Anbietern oder über Umwege gefunden. Die gute Nachricht: Sowohl bei den Behörden als auch in der Wirtschaft, und damit auch der Schweizer Versicherungsbranche, steigen mit jedem Projekt die Erfahrungen. Dank Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer fördert Geothermie-Schweiz den Aufbau dieses Knowhows zur Integration der Geothermie im Energiemix. Sie haben gerade die Versicherungsbranche als wichtigen Akteur genannt. Welche Rolle kommt der Versicherungsindustrie in punkto Erdwärmegewinnung zu? Die Versicherungsindustrie kann zwei Rollen ausfüllen. Zuerst die klassische Rolle der Versicherer, die mögliche Schadensfälle versichert. Dies betrifft Bohr- und Haftpflichtversicherungen für mögliche Schäden auf der Baustelle und in der Umgebung während der Projektrealisierung sowie diverse Betriebsversicherungen für den Betrieb der Anlagen. Weiterhin kann die Versicherungsindustrie auch als Investor in Geothermie-Anlagen auftreten, somit einen Beitrag zur Energiewende leisten und sich in einem wachsenden nachhaltigen Energiemarkt positionieren. So könnte die Versicherungsindustrie etwa in einer Publik-Privaten Partnerschaft mit einem Portfolio-Ansatz einen Fonds für die finanzielle Risikominimierung des Fündigkeitsrisikos für Tiefengeothermie verwirklichen. Modelle dazu gibt es. 12
Obwohl die Technologie vorliegt, fristet sie in der Schweiz ein Schattendasein. Wieso ist das so? Es fehlt zunächst an Grundlagenarbeit. Die Erkundung des Untergrundes der Schweiz ist im öffentlichen Interesse notwendig, um die Ressourcen unter unseren Füssen nachhaltig zu nutzen und zugleich den Umweltschutz zu gewährleisten. Dies dient nicht nur einer nachhaltigen Energiezukunft mit Geothermie. Es ist auch für die Speicherung von Bedeutung, etwa für CO2, sowie für den Wasserhaushalt und das Trinkwasser. Die gewonnen Kenntnisse dienen auch einer nachhaltigen Energie- und Raumplanung, in welcher der Untergrund zu integrieren ist. Dies ist eine Investition für die kommenden Generationen. Wir erforschen das Weltall; so beteiligt sich die Schweiz jährlich mit rund 200 Millionen Franken am Budget der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Mit ungefähr eineinhalbmal diesen Betrag könnte man in vier bis fünf Jahren über ein Erkundungsprogramm die Grundlagen zum Schweizer Untergrund erhalten. Dies würde die Realisation von Geothermie-Anlagen für eine nachhaltige Energieversorgung über Jahre ermöglichen. Was könnte der Geothermie zum Durchbruch verhelfen, Stichworte: Gesetzgebung und Regulierungen? Hindernisse für die Skalierung des Beitrages der Geothermie im Schweizer Energiemix sind die aktuell unterschiedlichen Gesetzesgrundlagen zur Förderung der Geothermie, je nach Nutzungsform (Thermik und Strom). Dies erschwert eine ergebnisoffene Erkundung des Untergrundes. Weiter hindert im CO2-Gesetz die aktuelle Einschränkung der Förderung auf die direkten Wärmenutzung (ohne Wärmepumpe) die Realisierung von Grossanlagen mit mehr als zwei MW in mittleren Tiefen von 500 bis 1'500 Metern – und das, obwohl diese eine bedeutenden Beitrag zur Reduktion der CO2 Emissionen leisten können. Hilfreich wäre auch ein Fördermechanismus für die finanzielle Risikominimierung des geologischen Fündigkeitsrisikos. Dieses finanzielle Risiko in der Explorationsphase kann nicht von den einzelnen Geothermie-Projekten getragen werden, weil es in einer Einzelprojektbetrachtung nicht amortisiert werden kann. Es braucht einen Risiko-Minderungsrahmen mit gemeinschaftsbasierten Finanzierungen oder aber einen Portfolio-Ansatz mit einem Versicherungsmechanismus. In Sachen Regulierung würde ich mir eine Harmonisierung der verschiedenen Verfahren unter den Gemeinden und Kantonen wünschen. Welche Begründung gibt es, dass Bewilligungsverfahren für die gleiche Technologie und die gleichen Anlagen unter den Gemeinden und Kantonen unterschiedlich sind? Zur Skalierung der Geothermie wäre ein nationales Aktionsprogramm, mit Einbezug des Bundes, der Kantone, der Gemeinden, der Energieversorgungsunternehmen sowie der Planenden, Ausführenden und Finanzgebenden hilfreich. Es geht darum, systemisch vorzugehen, quer durch die Institutionen, und für die jeweiligen Gegebenheiten die energieeffizientesten und klimatauglichsten Lösungen zu kombinieren. Nur im Verbund mit allen Akteuren wird es möglich sein, das Potenzial der Geothermie zu nutzen – und das ist notwendig, wenn wir die Energiewende nachhaltig und konsequent umsetzen wollen. All diese Aspekte brauchen ihre Zeit. Was könnte man sofort ändern? Ein wichtiger Punkt ist sicher die Kommunikation. Ich gebe ein Beispiel: In Riehen bei Basel liefert seit 30 Jahren eine mitteltiefe Geothermie-Anlage erneuerbare Wärme für das thermische Netz und ermöglich, jedes Jahr 2,2 Millionen Liter Heizöl bzw. knapp 6'000 Tonnen CO2 zu sparen. Diese Anlage wird zurzeit mit der Vorbereitung einer weiteren Bohrung erweitert. In Schlattingen (TG) besteht eine ähnliche Anlage, die Wärme an Gewächshäuser liefert. Und zahlreiche weitere Projekte sind aktuell in Planung und in Realisierung. Doch kaum jemand weiss davon. Mit mehr Bekanntheit dürften auch die Vorbehalte abnehmen. Welche anderen Länder können als Vorbilder oder Best-Practice-Beispiele für die Entwicklung und Nutzung von Geothermie in der Schweiz dienen? Im Bereich der untiefen Geothermie gehört die Schweiz bereits zu den führenden Ländern. Nachholbedarf gibt es aber bei der mitteltiefen und tiefen Geothermie. Hier sind Nachbarländer wie Deutschland und Frankreich deutlich weiter, so zum Beispiel in den Regionen Paris und München, in denen zahlreiche Anlagen Energie liefern. Auch in den Niederlanden wird die tiefe Geothermie häufiger eingesetzt, zum Beispiel für Gewächshäuser. Wichtig ist daher der transnationale Wissenstransfer. Die Schweiz hat das Glück, vom 6. bis 10. Oktober 2025 den europäischen Geothermiekongress in Zürich mitorganisieren zu dürfen. Es ist eine einmalige Gelegenheit, das Schweizer Knowhow für untiefe Geothermie zu exportieren, und den Aufbau von Knowhow für mitteltiefe und tiefe Geothermie zu beschleunigen. Die Erkundung des Untergrundes der Schweiz ist notwendig, um die Ressourcen unter unseren Füssen nachhaltig zu nutzen und zugleich den Umweltschutz zu gewährleisten. Cédric Höllmüller, Co-Geschäftsführer von Geothermie-Schweiz HDI Berater Sommer 2024 13
Welche Projekte laufen aktuell und welches davon ist besonders erwähnenswert? Derzeit entstehen in der Schweiz über ein Dutzend Projekte mitteltiefer und tiefer Geothermie, mit einer sehr starken Dynamik in der Westschweiz. Die Kantone Genf und Waadt sind hier Vorreiter und haben förderliche Rahmenbedingungen geschaffen. In Genf wurde mit dem Programm GEothermies der Untergrund des urbanen Grossraumes Genf mit einer breit angelegten geophysischen Messkampagne untersucht, sowie Erkundungsbohrungen durchgeführt. Die Realisierung erster Produktionsanlagen sollte noch dieses Jahr starten. Im Kanton Waadt sind mehrere Projekte in der Phase der Erkundung des Untergrundes und für zwei davon wurden auch schon Bohrungen realisiert. Zu erwähnen ist das Projekt EnergeÔ in Vinzel. Hier wurde eine aussergewöhnliche Fliessrate von warmemWasser gefunden. Beim Projekt GeoCoGen in Eclepens ist eine Kraft-Wärme-Kopplung für die Produktion von Strom vorgesehen. Im Kanton Bern laufen zwei Projekte mit potenzieller Signalwirkung, die geothermische Wärmespeisung für das thermische Netz des Sportzentrums Magglingen und der Geospeicher Forsthaus in Bern. Im Kanton Thurgau beginnen derzeit die Vorbereitungen für ein Erkundungsprogramm. Im Kanton Luzern wurde Ende 2023 ein Tiefengeothermie-Projekt angekündigt. Im Kanton Jura beginnen diesen Frühling die Bohrarbeiten für das Pilotprojekt Haute-Sorne. Am 4. Juli werden in Bern diese Projekte an einem Anlass von Geothermie-Schweiz vorgestellt. Man sieht schon allein aus dieser Aufzählung, wie breit und vielfältig sich die Projektlandschaft aktuell entwickelt, das macht mir Mut. Was sind mögliche zukünftige Entwicklungen und Chancen für die Geothermie in der Schweiz? Die Energiepolitik hat sich lange Zeit vor allem mit der Stromproduktion befasst und dabei übersehen, dass etwa die Hälfte des Energiebedarfs der Schweiz für die Erzeugung von Wärme genutzt wird. Die Energie dafür wird aktuell zum grössten Teil mit fossilen Energieträgern aus dem Ausland gedeckt. Diese Perspektive hat sich nun verändert. Auch die Speicherung von Energie wird zunehmend thematisiert. All dies verleiht der Geothermie eine neue Dynamik, denn es gibt für Wärme kaum alternative erneuerbare Energiequellen. Wenn man es rein vom naturwissenschaftlichen Blickpunkt der Energieverfügbarkeit in der Schweiz betrachtet, ist die Geothermie für erneuerbare Wärme unumgänglich. Ohne die Geothermie wird die Energiewende schwierig. Allmählich kommt diese Erkenntnis auch bei den Entscheidungsträgern an. Für mich ist nicht die Frage, ob die Geothermie im Energiemix integriert wird, sondern wann. Es ist eine Frage der Zeit. Weitere Informationen unter www.geothermie-schweiz.ch Andrea Pfister Lead Underwriter Engineering Lines HDI Global SE, Schweiz +41 44 265 47 73 Andrea.Pfister@hdi.global HDI Global ist Ihr Partner für Versicherungsfragen zu Geothermie. Bei Unklarheiten stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Andrea Pfister, Lead Underwriter Engineering Lines 14
Naturgefahren wie Tornados und Überschwemmungen werden zukünftig häufiger auftreten. Das Schadenpotenzial ist enorm. HDI Risk Consulting Rechtzeitig vorbereiten Welche Arten von Stürmen gibt es? Wie kann die Gefährdung von Standorten ermittelt werden und wie viel Reaktionszeit verbleibt für Vorbereitungs- und Sicherungsmassnahmen? Umfassende Antworten liefern die Preparedness Plans, die HDI Risk Consulting (HRC) für verschiedene Naturgefahren erarbeitet hat. „Wir wollen unsere Kunden informieren, sensibilisieren und ihnen Hilfestellung geben“, beschreibt Daniel Klein, Senior Risk Engineer, die Mehrwerte der Preparedness Plans, die HRC bereits für drei Naturgefahren zur Verfügung stellt. Unternehmen nutzen die Preparedness Plans einerseits mit dem Ziel, sich auf einen aktuellen Wissensstand über die Entstehung und betrieblichen Risiken von Naturgefahren zu bringen. Zudem ist es vielen nicht bewusst, welche Gefahren in welchen Regionen bestehen. So werden zum Beispiel Erdbeben als potenzielle Gefahr oft unterschätzt. Andererseits geht es darum, sich auf mögliche bauliche, organisatorische oder standortbezogene Schutzmassnahmen vorzubereiten. Die Preparedness Plans unterscheiden dabei zwischen Schutzmassnahmen, die vor beziehungsweise unmittelbar vor demWetterereignis sowie danach sinnvoll sind. So empfiehlt es sich bereits im Vorfeld, einen detaillierten, schriftlichen Notfallplan bezogen auf das Naturgefahrenrisiko zu erstellen. Bevor sich die Lage zuspitzen kann, ist es zum Beispiel wichtig, kritische Gegenstände in sichere Bereiche zu verlagern und Versorgungen von brennbaren Gasen und Flüssigkeiten abzuschalten, um Brandausbrüche und Explosionen zu vermeiden. Sobald bei der Naturgefahrenanalyse entsprechende Risiken am Standort identifiziert wurden, ist es ratsam, sich mit den HRC Risikoingenieuren individuell abzustimmen. Im partnerschaftlichen Dialog lässt sich dann priorisieren und festlegen, welche Massnahmen am wichtigsten sind und möglichst zeitnah umgesetzt werden sollten. Veränderte Risikolagen verstehen und handeln „Wir haben das Ziel, diese fachlichen Informationen für wesentliche Naturgefahren aufzulegen“, sagt Stefanie Lauer, Senior Risk Engineer. Der Bedarf nimmt spürbar zu, da die globale Erderwärmung vielfach zu neuen und verschärften Risikolagen führt. Sie betont: „Wir können Naturgefahren zwar weder verhindern noch Schäden gänzlich vermeiden, aber wir können lernen, solche Wetterextreme zu verstehen, Musterverläufe zu erkennen und rechtzeitig Schutzmassnahmen zu treffen.“ Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig darauf vorzubereiten, um die Sicherheit von Beschäftigten zu gewährleisten sowie Sachschäden und damit einhergehende Betriebsunterbrechungen zu begrenzen. Preparedness Plans Preparedness Plans gibt es derzeit für die Naturgefahren Überschwemmungen, Stürme und Erdbeben. Ein Plan über Waldbrandrisiken wird gerade erarbeitet. Alle Details unter: www.hdi.global/hrc-natcat Überschwemmungen zählen zu den häufigsten Naturgefahren und können weitreichende Schäden verursachen. Um das mögliche Risiko zu minimieren, die Sicherheit des Personals zu gewährleisten sowie Sachschäden und Betriebsunterbrechungen zu verringern, sollten Standortrisiken bekannt sein, Schutzmaßnahmen zur Risikominderung ergriffen und Notfallpläne aufgestellt werden. Dieser Vorbereitungsplan soll Unternehmer und ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, ihren Standort auf ein mögliches Hochwasser vorzubereiten, das das Unternehmen und seinen Betrieb bedrohen könnte. Um bestmöglichen Schutz und adäquate Vorbereitung zu erreichen, ist es wichtig, die häufigsten Arten von Überschwemmungen und ihre Eigenschaften, z. B. in Bezug auf Warnzeiten oder Wassertiefen, zu kennen. HDI Global SE → HDI Risk Consulting Vorbereitung ist alles – Hochwasserereignisse Abb. 1: Verschiedene Arten von Überschwemmungen (Holub, 2008) Warnung vor Hochwasserereignis & Reaktionszeit Je nach Art der Überschwemmung können Warnsysteme für Wetterereignisse und / oder Hochwasserwarnungen für Flüsse (z. B. über Flusspegel) genutzt werden, um temporäre / mobile Schutzmaßnahmen zu ergreifen und den Standort auf ein mögliches Hochwasser vorzubereiten. Je nach Art der Überschwemmung ist mit unterschiedlichen Reaktionszeiten zu rechnen. Flusshochwasser (>10 km2 Einzugsgebiet) 10 km/h (3 m/s) Stunden bis Tage Sturzflut oder Hochwasser in Bächen 20 km/h (5 m/s) Minuten bis Stunde(n) Es gibt verschiedene Arten von Überschwemmungen (Abb. 1). Die häufigsten und folgenschwersten Arten von Überschwemmungen sind: Überschwemmung durch Flusshochwasser – Der Wasserstand eines Flusses oder eines anderen Wasserlaufs steigt, tritt über die Ufer und überschwemmt die umliegenden Gebiete. Überschwemmung durch Starkregen – Ein extremes Niederschlagsereignis führt unabhängig von einem überbordenden Gewässer zu einer Überschwemmung, z. B. durch Oberflächenabfluss und / oder Wasseransammlung in niedrig gelegenen Gebieten, Über- lauf / Rückstau der Entwässerungsanlagen. Gefährdung durch Überschwemmungen – Mithilfe von Tools und Karten kann die an einem bestimmten Standort zu erwartende spezifische Gefährdung durch Naturgefahren ermittelt werden. Bei HDI Global SE unterstützen wir unsere Kunden mit unserem eigens entwickelten Tool ARGOS. Stürme zählen zu den häufig auftretenden Natur- gefahren und können umfangreiche Schäden verursachen. Nahezu 2/3 der durch schwere Stürme verursachten Schäden gehen auf tropische Sturmsysteme wie z. B. Wirbelstürme zurück. Studien haben gezeigt, dass Schäden durch schwere Stürme durch regelmäßige Wartung und Organisation (unmittelbar) vor einem Sturm signifikant reduziert werden können. Die an einem Standort bestehenden Risiken sollten bekannt sein, damit individuelle Schutzmaßnahmen festgelegt und belastbare Notfallpläne erstellt werden können. Dies gewährleistet die Sicherheit der Belegschaft und verringert das Risiko von Sachschäden und Betriebsunterbrechungen. Diese geplante Vorsorge soll Unternehmern und ihren Mitarbeitern dabei helfen, ihren Standort auf ein Sturmereignis vorzubereiten, das eine Gefahr für das Unterne m n und de B triebsablauf darstellen könnte. Für den bestmöglichen Schutz und die bestmögliche Vorbereitung ist es wichtig, die wesentlichen Sturm- typen und ihr Merkmale zu kennen, was z. B. Warn- zeiten, Windgeschwindigkeiten, Intensität und Richtung betrifft. Je nach Entstehungsart und Region erden folgende Haupttypen von Stürmen unter chied : Außertropischer Sturm Diese Systeme werden als „außertropisch“ bezeichnet, da sie ihren Ursprung zwischen 35 und 65 Grad nördlich und südlich d s Äquators und damit außerhalb d Trop haben. Sie kön en sich jedoch auf and re R gionen auswirken, da sie nach ihrer Entstehung w ite Strecken zurücklegen können. Bei diesen Stürmen handelt es sich um Tiefdruckgebiete, die zusammen mit Hochdruckgebieten das Wetter i weiten Teile r Erde bestimmen. Außertropische Stürme werden auch als auß rtropische Wirbelstürme, Wirbelstürme mittlerer Breiten oder Wellenwirbel bezeichn t. HDI Global SE → HDI Risk Consulting Vorbereitet sein auf Stürme Tropischer Sturm Tropische Stürme entstehen in den Tropen zwischen 10 und 30 Grad nördlich und südlich des Äquators. Sie bilden ein schnell rotierendes Sturmsystem, das durch ein Tiefdruckzentrum, eine geschlossene atmosphärische Zirkulation in niedriger Höhe, starke Winde und eine spiralförmige Anordnung von Gewittern gekennzeichnet ist, die starken Regen und/oder Sturmböen erzeugen. Diese Stürme können auch Gebiete außerhalb der Tropen treffen, da sie die Tropengrenze nach ihrer Entstehung nach Norden oder Süden überschreiten können. Je nach Ort und Stärke wird ein tropischer Wirbelsturm unterschiedlich bezeichnet, z. B. als Hurrikan, Taifun, Tropensturm, zyklonaler Sturm tropisches Tiefdruck- gebiet oder einfach Zyklon. Namen der Tropenstürme nach Region Hurrikan • Atlantischer Ozean • Nordostpazifik Taifun • Nordwestpazifik (Schwerer) Tropischer Wirbelsturm • Südwestpazifik • Südwestlicher Indischer Ozean (Schwerer) Zyklonaler Sturm • Nordindischer Ozean Tropisches Tiefdruckgebiet • (Systeme mit einer Windgeschwindigkeit unter 63 km/h) HDI Berater Sommer 2024 15
Mithilfe von Machine Learning gelingt es, die Komplexität der Windenergieanlagen für eine intelligente Risikovorsorge zu durchdringen. Bei der grünen Transformation spielen Windenergieanlagen eine zentrale Rolle. HDI Global und Turbit kooperieren, um mittels Künstlicher Intelligenz (KI) die Kosten und Risiken im Betrieb der Anlagen zu verringern – für Hersteller und Betreiber. Der Betrieb von Windenergieanlagen ist auf Jahrzehnte ausgelegt. Externe Schadenereignisse, zum Beispiel durch einen Brandausbruch oder Sturm, können sich jederzeit ereignen. Schäden aus dem Anlagenbetrieb treten zumeist erst nach Jahren der Betriebstätigkeit auf, kündigen sich aber einige Zeit vorher durch Anomalien an, die jedoch oftmals unbeachtet bleiben. Die Szenarien sind vielfältig. Schon der Bruch eines kleinen Zahnkranzes kann im Zeitverlauf in einem Getriebeschaden münden. Oder ein nicht korrekt funktionierendes Windkühlsystem führt zu erhöhten Temperaturen in der Gondel und damit zu dauerhaften Belastungen des Generators. Solche Sekundärschäden können imZeitverlauf einen Grossschaden verursachen – sofern sie nicht rechtzeitig erkannt und behoben werden. Für Anlagenbetreiber gehen hiermit erhebliche finanzielle Risiken einher. Vollwartungsverträge sehen zwar eine Schadendeckung vor. Allerdings kommt es hier auf die individuelle Vertragsgestaltung an, denn unterschiedliche Limitierungen sind gang und gäbe. Versicherungsleistungen werden durch den KI-Einsatz besser quantifizierbar. Das schafft Transparenz in einem bisher eher undurchsichtigen Markt. Phillip Elflein, RE.SQUARE Renewable Technologies GmbH KI-Lösung setzt Massstäbe Kooperation mit Turbit ermöglicht innovative Absicherung vonWindenergieanlagen 16
Datenbasierter KI-Ansatz erkennt Anomalien HDI Global und Turbit haben mittels KI-Einsatz einen sicheren und kostengünstigen Weg für Anlagenbetreiber gefunden. „Turbit verfügt über ein System, das solche Sekundärschäden erkennt, weil sich die Windenergieanlage dann nicht mehr normal verhält“, sagt Nino Göhmann, Underwriter im Bereich Engineering bei HDI Global, der die Kooperation angestossen hatte. „Unser datenbasierter KI-Ansatz ermöglicht es uns, durch Temperaturveränderungen oder Rückgänge der produzierten Energie die wahrscheinlichsten Ursachen für Sekundärschäden zu identifizieren und einen möglichen Schadeneintritt zu prognostizieren“, erläutert Christian Fontius, CCO bei Turbit. Lediglich einzelne Anlagenbereiche, wie zum Beispiel der Turmfuss, werden noch nicht erfasst. „Wir arbeiten derzeit aktiv daran, diese Bereiche durch weitere Datenquellen zu erschliessen“, ergänzt Mitgründer Fontius, der das Berliner Unternehmen zusammen mit dem CEO und Gründer, Michael Tegtmeier, leitet. Der Clou: Der Einsatz der Turbit-Lösung bringt allen Beteiligten nennenswerte Vorteile. Hersteller und Anlagenbetreiber erzielen Kostenersparnisse bei der Wartung und dem Betrieb der Anlagen. Denn Turbit informiert frühzeitig über auftretende Anomalien, sodass die Techniker vorausschauender agieren können. Für Anlagenbetreiber sinken dadurch die wartungsbedingten Stillstandzeiten. Vor allem vermeiden sie mögliche Absicherungslücken und minimieren das Risiko von Grossschäden in Millionenhöhe. Zudem erhalten Anlagenbetreiber einen viel tieferen Einblick in ihre Anlage und sollte sich doch ein Schaden ereignen, kann viel schneller gehandelt werden, da alle erforderlichen Daten bereits vorliegen. Dies ermöglicht die Datenaufbereitung und Datenaustauschfreigabe durch eine von HDI TH!NX entwickelte Software. Die Verringerung von Schäden und ein Plus an Transparenz liegen ebenso im Interesse des Versicherers und ermöglichen es HDI Global, die Spirale aus wettbewerbsbedingtem Prämiendruck und steigenden Schäden im Sinne des Kunden zu durchbrechen. Prototyp ermöglicht Kostenersparnis von 35 Prozent „Durch den Einsatz des Systems sind wir in der Lage, neben den externen Sach- und Ertragsausfallschäden auch jene Schäden adäquat abzusichern, die aus demAnlagenbetrieb heraus entstehen“, sagt Nino Göhmann. Voraussetzung ist natürlich, dass der Betreiber den Hersteller bei Alarmmeldungen informiert, damit dieser die notwendigen Massnahmen im Rahmen des Servicevertrags umsetzen kann. Ein neues Versicherungskonzept haben HDI Global und Turbit auf dieser Basis mit dem deutschen Windpark-Entwickler Energiekontor entwickelt. Es funktioniert ähnlich, geht aber insbesondere bei der Finanzierung der Reparaturen einen neuen Weg. Diese Kosten werden durch ein Rücklagekonto beglichen, in das der Betreiber monatlich einen bestimmten Betrag einzahlt und so unterm Strich eine Kostenersparnis von 35 Prozent erzielt. Nino Göhmann Engineering Underwriting HDI Global SE +49 (40) 36150 - 654 Nino.Goehmann@hdi.global Die integrierte Versicherungslösung rundet unsere neu verhandelten Wartungsverträge mit Blick auf Risikomanagement sowie vertieftes technisches Monitoring unserer Windkraftanlagen ab. Wir haben dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten ein rundes Paket geschnürt. Oliver Kayser, Head of Asset Management, SAB WindTeam GmbH Wie Turbit Schäden mittels KI erkennt, bevor sie auftreten Jeder Standort einer Windenergieanlage ist einzigartig. Kleinste Veränderungen, zum Beispiel bei der Windrichtung und -stärke, führen dazu, dass baugleiche Komponenten bei der Energieproduktion unterschiedlichen Lasten und Verschleissen unterliegen. Turbit speist daher, vereinfacht ausgedrückt, virtuelle Windenergieanlagen durch Machine Learning mit einer Vielzahl von Rohdaten realer Anlagen. Treten zwischen den simulierten und tatsächlichen Produktionsprozessen Differenzen bei Parametern auf und erreichen definierte Schwellenwerte, löst das System eine Alarmmeldung aus. 17 HDI Berater Sommer 2024
www.hdi.globalRkJQdWJsaXNoZXIy MTM4OTY1OA==