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Interview: Rückblick und Ausblick mit Claire McDonald

Die vom Magazin Insurance Business UK kürzlich zu einer der 63 Elite Women for 2022 gekürte Claire McDonald berichtet im Interview über ihre Berufung in den Vorstand der HDI Global SE, Herausforderungen der Vergangenheit und der Gegenwart sowie Chancengleichheit am Arbeitsplatz.

Beruflicher Werdegang

Vor welchen neuen Aufgaben stehen Sie, seit Sie Anfang des Jahres in den Vorstand der HDI Global eingetreten sind?

Ich bin jetzt im Home Office für die Underwriting-, Risk Consulting- und Claims-Teams der Sparten Feuer, TV und Transport zuständig. Das bedeutet auch, weltweit für die Rentabilität dieser Geschäftsbereiche verantwortlich zu sein. Das ist also eine ganz andere Herausforderung als in den letzten drei Jahren, in denen ich zwei Länder geleitet habe.

Wenn Sie zurückblicken, was waren die größten Herausforderungen in 2021?

Erstens würde ich sagen, dass wir im UK die einzigartige Herausforderung des Brexits hatten und es uns gelungen ist, das Temporary Permissions Regime (TPR) zu verlassen. Jetzt unterliegen wir sowohl der Aufsicht der Prudential Regulation Authority (PRA) als auch der BaFin. Es war harte Arbeit und viele Menschen des Teams waren beteiligt, um an diesen Punkt zu gelangen. Was die Niederlassungen im UK und in Irland betrifft, so hatten wir ein wirklich gutes Geschäftsjahr. Die Anzahl unserer Mitarbeiter ist gestiegen und wir haben unser Portfolio erweitert. Außerdem erhielten wir die PRA-Genehmigung, was uns sehr gefreut hat.

Was die anderen Herausforderungen im Jahr 2021 betrifft, so war der „Lockdown 3.0“ viel härter als der „Lockdown 1.0“. Viele Menschen hatten die Befürchtung, es würde niemals enden. Aber Dank der Einführung des Impfstoffs haben wir das Jahr 2021 viel positiver beendet, als wir es begonnen haben. Den sozialen Zusammenhalt im Unternehmen, die Verbindung zwischen den Menschen und deren psychische Gesundheit im Auge zu behalten, waren wahrscheinlich  die größten Herausforderungen.

Was erwarten Sie für 2022?

Ich hatte eine gewisse Erwartungshaltung für 2022, aber der Krieg in der Ukraine hat einige Dinge verändert, die wir zuvor als selbstverständlich angesehen haben. Ich hoffe jetzt für 2022, dass dieser Krieg in der Ukraine ein Ende findet. Ich freue mich aber sehr darüber, für ein Unternehmen zu arbeiten, das Initiativen zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine gestartet hat.

Was die Risikolage angeht, so bemühen wir uns zu verstehen, welche unserer Kunden betroffen sind – sprich, was bedeutet die Lage für uns und für unsere Kunden im Hinblick auf die von uns angebotenen Versicherungsleistungen. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen, die wir versichern, sind multinationale Unternehmen. Viele unserer Kunden haben dort Risiken oder Vermögenswerte. Es finden also diesbezüglich sehr intensive Gespräche statt.

Zudem gibt es ein dynamisches Programm zur Modernisierung unserer versicherungstechnischen Infrastruktur, was auch in 2022 ein wichtiger Tätigkeitsbereich sein wird.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung als eine der 63 Elite Women for 2022 von Insurance Business UK! Ihr Engagement in verschiedenen Organisationen zeigt, dass Sie sich leidenschaftlich für Chancengleichheit am Arbeitsplatz engagieren. Welche Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach notwendig, um Chancengleichheit zu fördern und diese langfristig zu etablieren?

Ich habe an vielen Initiativen zur Unterstützung von Frauen am Arbeitsplatz aktiv mitgewirkt. Als ich noch bei der Allianz war, habe ich das UK Network for Women gegründet und war Vorsitzende des Allianz Women’s Sponsorship Forum. Im Moment bin ich Vorsitzende von iWin (das inklusive Netzwerk für Frauen aus dem Versicherungsbereich) und Botschafterin für den Insurance Supper Club.

Meine Sicht auf Chancengleichheit wird dadurch geprägt, dass ich einfach keine Verschwendung mag. Ich habe selbst miterlebt, dass es viel zu vielen Frauen nicht möglich ist, ihr volles Potenzial am Arbeitsplatz zu entfalten. Manchmal sind es Barrieren, die Arbeitgeber errichten, oder aber es sind Barrieren anderer Art (manchmal auch selbst errichtete). Ich mag es einfach nicht, wenn sich Intelligenz und Talent nicht voll entfalten können. Was hat für mich funktioniert? An einem Netzwerk mitzuwirken und mit Kolleginnen und Kollegen im Austausch zu sein, die mich unterstützen und mir auch das gewisse Selbstvertrauen geben, ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben.

Aber es kommt auch darauf an, dass man hart daran arbeitet, das eigene Talent zu entwickeln, zu fördern und auszubauen. Und man muss bedenken, dass niemand die Arbeit auf die gleiche Art und Weise ausführt. Wir müssen offen sein für unterschiedliche Führungsmethoden und die Tatsache, dass Führung keine einheitliche Paketlösung ist. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen im Beruf voranzukommen. Andererseits hat das Management die Verantwortung, für einen fairen Auswahlprozess zu sorgen – also dass Menschen auf ähnliche Weise beurteilt und ihnen Chancen eröffnet werden.

Ich denke, man muss die Resilienz stärken. Man kann nicht so tun, als ob Hindernisse nicht existieren würden. Aber man kann entscheiden, wie man ihnen entgegentritt. Finden Sie Weggefährten, die Sie unterstützen. Denn das macht die Tage, an denen man ein wenig Dampf ablassen muss, ein bisschen angenehmer.

Was ist Ihr Lieblingsaspekt bei Ihrer Arbeit?

Das ist einfach: die Menschen. Das ist das Beste daran, vor allem, wenn man jemandem dabei helfen kann, einen Traum wahr werden zu lassen. Wenn jemand eine bestimmte Rolle anstrebt und man dieser Person irgendwie den Weg zu dieser gewünschten Stelle ermöglichen kann, ist das fantastisch. Ich liebe auch meine Rolle als Mentorin – das ist eine echte Win-Win-Situation. Ich lerne von den Menschen, die ich begleite, genauso viel wie sie von mir. Und wenn sie eine neue Stelle erhalten, dann hatte ich manchmal das Glück, eine Dankesumarmung zu bekommen. Daran erinnert man sich. Man erinnert sich nicht an die E-Mails – man erinnert sich an die Umarmungen und das Lächeln der Menschen.

Fakten in Kürze

Wie entspannen Sie sich?
Ich gehe gerne auf Konzerte, ins Theater, tanze und verbringe gerne Zeit mit Freunden.

Der Song, der Ihre Arbeitsmoral am besten darstellt:
Roar von Katy Perry - eine Ermutigung sich selbst treu zu sein.

Die ideale Mahlzeit mit welchem Getränk und an welchem Ort:
Ein paar Meeresfrüchte, ein Glas Weißwein irgendwo an einem sonnigen Strand. Vielleicht merken Sie, dass ich seit über zwei Jahren keinen Urlaub außerhalb des Vereinigten Königreichs gemacht habe.

Eine Momentaufnahme Ihres Alltags, die Ihnen Freude bereitet:
Mit meinem Hund Reg spazieren gehen sowie die Aussicht aus meinem Fenster auf den Epping Forest genießen.